Autor: Hubert Herzog
Format: Taschenbuch und eBook
Seitenanzahl: 120 Seiten
Verlag: Karina Verlag
Auflage: 1 (September 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3964431080
Altersempfehlung: Ab 16 Jahre, Erwachsene
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Klappentext:
Kennen Sie Proust? Diese Worte markieren den Startpunkt einer Reise in die Tiefen der Seele. Geprägt von Erinnerungen an frühere Zeiten, dem Zweifel an der Gegenwart und dem Zaudern vor der Zukunft entbrennt ein emotionales Gewitter, dessen Wucht die Welt der Protagonisten in den Grundfesten erschüttert.
Der Roman führt mittenhinein ins emotionale Innere der Hauptdarstellerin und fächert dieses farbenreich, nahezu plastisch vor dem Leser auf. Und während sich das Roulette immer langsamer dreht pendelt die Kugel zwischen Hoffnung und Verzweiflung…
Über den Autor Hubert Herzog
Hubert Herzog wurde 1977 in Wien geboren und arbeitet als Agile Coach in einem international tätigen Bankinstitut in Wien. In seinem Brotberuf beschäftigte er sich viele Jahre mit dem IT-Bereich und war in verschiedensten Funktionen tätig.
Aus seinem Interesse an Sportgeschichte resultiert, neben zahlreichen Veröffentlichungen in diversen Sportmedien, auch eine Vielzahl an Interviews mit ehemaligen Spitzensportlern. Ausserdem widmet er sich seiner literarischen Karriere, die bereits früh startete.
Das erste Buch entstand im Alter von 6 Jahren, ist jedoch ebenso verschollen wie der zweite Anlauf. „Die drei Zirkusbären“, im Alter von 10 Jahren begonnen, blieb unvollendet und auch ein Fantasyroman kam zu keinem Abschluss.
Im Alter von 19 Jahren begann Hubert Herzog Gedichte zu verfassen, von denen einige Eingang in seine Erstveröffentlichung „Kennen Sie Proust?“ fanden.
Im Herbst 2016 schließlich begann die Arbeit an „Kennen Sie Proust?“, die bereits im Frühling 2017 in eine erste Version des Werkes mündete.
Lesprobe aus „Kennen Sie Proust?“:
KAPITEL 1
»Darf ich mich zu Ihnen setzen?« Sie war so in Gedanken versunken, dass sie erst ein paar Momente später realisierte, dass sie nicht mehr allein an ihrem Tisch saß.
Sie kehrte aus der Gedankenwelt zurück in die Realität und nahm als erstes bewusst den Wind wahr, der durch ihr Haar strich – wie ein guter Freund – und ihre Haare herumwirbelte. Für diese Jahreszeit war es etwas zu warm. Die Sonne, die für den heutigen Tag ihre stärkste Kraft schon verloren hatte, aber jetzt ihre letzte Höchstleistung vollbrachte, ehe sie das Rückzugsgefecht gegen den rasch heraufziehenden Abend antreten musste, gaukelte damit jenen Frühling vor, auf den alle sehnsüchtig warteten.
Gleich nach dem Wind meldete sich der Rollkragenpullover wieder, scheinbar aus Protest darüber, dass sie sich die Ärmel bis über die Ellbogen aufgekrempelt hatte. Sie hatte ihn dadurch offenbar in seiner Existenz beleidigt, sodass er an ihrem Hals zu kratzen begann.
Etwas desorientiert sammelte sie ihre Sinne und Gedanken zusammen. Dann wandte sie den Blick auf den Sessel, der durch den kleinen runden, weißen, französischen Bistrotisch – der auf der unebenen Wiese, auf die er platziert worden war, recht unbeholfen und nur annähernd so grazil aussah, wie ihm das von seinem Erzeuger vorbestimmt worden war – von ihrem getrennt wurde.
Zuerst sah sie schlanke, leicht knöchrige Finger, deren Nägel zwar sauber, aber insgesamt etwas lieblos gepflegt wirkten. Etwas in ihr schien darauf zu bestehen, den Blick wieder zu senken und zurück in ihre Gedankenwelt zu kehren – so als hätte dieser Teil in ihr die Befürchtung, dass sie durch die Kontaktaufnahme für Stunden von sich selbst abgelenkt werden könnte und wertvolle Zeit verlieren würde.
Hier setzte ihr Unterbewusstsein ein und warf eine Frage auf – abgelenkt wovon? Es entbrannte ein Kampf zwischen den beiden Stimmen in ihrem Kopf. Die eine, welche die Ansicht vertrat, dass die Beschäftigung mit den vorhandenen Problemen höchste Priorität genießen müsste und es keinerlei Entschuldigung für Aufschub geben durfte.
Mahnend, wie die Eltern einst, wenn sie als Kind vor der Regenlache stand und nichts mehr wollte als hineinzuspringen, während die Erwachsenen stets Schreckensszenarien von nassen Schuhen, Husten und Fieber entgegenhielten. Die andere – die in den Kindheitsjahren oft die siegreiche geblieben war, jedoch schon seit vielen Jahren regelmäßig den Kürzeren zog – schickte Neugierde und die Möglichkeit eines interessanten Gespräches ins Rennen.
Vielleicht war es auch dem Zustand zuzuschreiben, gerade aus Gedanken gerissen – noch nicht zur Gänze zurückgekehrt zu sein in die Welt des rationalen und kopforientierten Denkens – behielt diesmal die Stimme der Neugierde die Oberhand. Sie blickte auf und sah in ein freundliches Gesicht mit großen, etwas müde wirkenden Augen, in denen ein Feuer zu erkennen war, das dem Menschen, in dessen Seele sie blicken ließen, innewohnte.
Es war das Antlitz einer Frau – um die 30 Jahre alt. Wie die Finger wirkte auch das Gesicht etwas abgemagert, beinahe ausgemergelt.
Die Haut war gepflegt und blass, die hellblonden Haare fielen wellig bis über das Kinn hinunter und umspielten im Wind Augen und Nase.
»Kennen Sie Proust?«
Die ungewöhnliche Gesprächseröffnung verwirrte sie einerseits, hatte sie doch mit einem »Guten Tag« oder »Mein Name ist…, wie heißen Sie?«, oder etwas in dieser Art gerechnet.
Doch gleichzeitig triumphierte die innere Stimme, die im Wettstreit den Sieg davongetragen hatte und jubilierte so stark, dass ihr ganzer Körper von einer gespannten Neugier, ja fast Euphorie erfasst wurde, dass das nun folgende Gespräch weit über das belanglose Geplänkel hinausgehen würde, das sie für gewöhnlich als sozialen Kontakt bezeichnete.
»Ja – früher habe ich etwas von Proust gelesen – aber das liegt lange zurück«.
Sie war selbst überrascht, wie schwermütig ihr Unterbewusstsein den letzten Teil des Satzes zur Aufführung gebracht hatte …
Ausführliche Leseprobe:
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Rezensionen zu „Kennen Sie Proust?“:
Das Buch hat mich sehr berührt und zum Nachdenken und –spüren angeregt.
Die Protagonistin steckt in einer tiefen Lebenskrise. Jeder Schritt, jede Aktivität wird zur Herausforderung; jede zu treffende Entscheidung ist eine fast unüberwindbare Hürde, die es zu meistern gilt. „Sie“ trifft auf eine Frau, die sie auf eigentümliche Art und Weise positiv berührt. Jede Begegnung mit dieser Frau ist ein Highlight im trüben Alltag. Es gibt herbe Rückschläge in der Gesundung der Seele, aber auch erfreuliche Lichtblicke. „Sie“ arbeitet sich langsam, Schritt für Schritt aus ihrer Krise.
Beeindruckt hat mich das tiefe Hineinspüren des Autors in die Seele seiner Hauptfigur und mir als Leserin ist einmal mehr bewusst geworden, wie wichtig es ist, dem Moment volle und ganze Aufmerksamkeit zu schenken.
Quelle: Kundenrezensionen bei Amazon